Warum Kirchen öffnen?

Gebetsecke Amanduskirche Bad Urach. Foto: Gunther Seibold

Es ist nicht mehr zu übersehen: Kirchenräume erfreuen sich zunehmender Beliebtheit. Sie locken europaweit immer mehr Gäste an. Menschen kommen unter der Woche mal eben „auf einen Sprung“ vorbei: vor dem Einkauf, nach der Arbeit, in der Mittagspause. Sie setzen sich zehn Minuten in die Reihen, zünden eine Kerze an, schreiben ein Gebet oder eine Bitte in ein Fürbittbuch. Am Ausgang nehmen sie sich eine Karte mit einem Bibelvers oder stecken den schriftlichen Kirchenführer in ihre Tasche. Sie kommen, weil unsere Städte laut und hektisch sind und die Kirchenräume mit ihrer klaren Struktur und ihrer Ruhe zunehmend als einzigartig empfunden werden. Sie kommen, weil ein Problem sie quält und sie hoffen, in der Kirche gelassener zu werden und Trost zu finden. Sie kommen mit Kindern an der Hand und erinnern sich mit ihnen an die Taufe, die gezeigten Geschichten oder Lieder und Gebete.

 

Sie sind jung und alt, Frauen und Männer, kommen aus unterschiedlichen Ländern, und es sind nicht nur Christinnen und Christen. Sie kommen nicht unbedingt am Sonntagmorgen um 10 Uhr, und sie suchen nicht unbedingt einen Gottesdienst. Trotzdem stehen hinter diesem neu erwachten Interesse an den Kirchenräumen ernst zu nehmende religiöse Fragen, Anliegen und Sehnsüchte. Gemeinden beschließen daher immer häufiger, den Menschen unter der Woche auch ihre Kirchtüren zu öffnen.